KZ-Außenlager Jedlesee

Gründung des Konzentrationslagers

Im Zuge der Evakuierung des Konzentrationslagers Schwechat‐Heidfeld am 13. Juli 1944 wurden die Häftlinge zuerst ins KZ-Außenlager Wien‐Floridsdorf und später zum Teil weiter in die KZ-Außenlager Hinterbrühl bzw. Schwechat‐Santa deportiert. Die in Floridsdorf verbliebenen Häftlinge wurden auf die Kommandos Hofherr & Schrantz, AFA bzw. auf das KZ-Außenlager Jedlesee aufgeteilt. Letztere wurden getrennt von den anderen untergebracht.

Lokalisierung

Die genaue Lokalisierung der KZ-Außenlager im heutigen Wiener Gemeindebezirk Floridsdorf gestaltet sich insofern schwierig, da auch andere Lager im damaligen „Groß‐Wien“ unter der Bezeichnung „Floridsdorf“ liefen. Als gesichert ist anzunehmen, dass sich die Arbeitsstätte der Häftlinge in Wien Floridsdorf, Shuttleworthstr. 8, bei Hofherr & Schrantz befand. Das Häftlingslager war auf dem heutigen FAC Sportplatz (ehemaliger Admira-Sportplatz), ca. 500 Meter davon entfernt, angesiedelt. Die dort untergebrachten AFA-Werke (Akkumulatoren Fabrik AG) waren der führende Lieferant von U-Boot- und Torpedobatterien. Wie bedeutend die Herstellung dieser speziellen Batterien für die deutsche Rüstungsindustrie war, zeigte der Besuch des NS-Rüstungsministers Albert Speer am 4. Juli 1944 im KZ-Außenlager Jedlesee. Es bestand auch noch ein Subkommando „St. Georgs‐Brauereikeller“ in der Hopfengasse 22, wo sich auch die Kommandantur befunden hat. Dieses Subkommando soll das KZ-Außenlager Jedlesee gewesen sein.

Informationen über die Häftlinge

Der jeweilige höchste Häftlingsstand für die einzelnen Lager dieses Komplexes lässt sich aufgrund der Quellenlage nicht gesichert rekonstruieren. Der Höchststand für den gesamten Komplex Wien‐Floridsdorf (Floridsdorf I, Jedlesee, Schwechat‐Santa und Hinterbrühl) betrug jedoch 2.737 Häftlinge. Die Mehrheit der Häftlinge des Komplexes Wien‐Floridsdorf stammte aus Polen bzw. der Sowjetunion.

Zwangsarbeit

Über die Lebens- und Arbeitsbedingungen im KZ-Außenlager Floridsdorf ist wenig bekannt. Die Häftlinge wurden in der Rüstungsproduktion beim Flugzeugbau eingesetzt.

Bewachung

Das KZ Jedlesee stand während seines Bestehens unter dem Kommando von SS Obersturmführer Anton Streitwieser, dem auch Floridsdorf I (Kommandos Hofherr & Schrantz sowie AFA), Hinterbrühl und Schwechat (Santa) unterstanden. In der ehemaligen St. Georgs‐Brauerei, Hopfengasse 22, befand sich der Sitz der Kommandantur sämtlicher Lager des Komplexes Wien‐Floridsdorf.

Schließung

Das KZ-Außenlager Jedlesee wurde ebenso wie die Kommandos Hofherr & Schrantz und AFA am 1. April 1945 evakuiert, was darauf hindeutet, dass die Evakuierung nicht über das KZ-Außenlager Hinterbrühl erfolgt sein dürfte. Der Evakuierungsmarsch, der über das KZ-Außenlager Steyr führte, erreichte das Konzentrationslager Mauthausen am 11. April 1945. Insgesamt sind laut einer Aufstellung der Lagerschreibstube auf diesem Marsch 121 Häftlinge getötet worden, 22 blieben vermisst oder sind geflüchtet. Die Zahl der Toten des KZ-Außenlagers Floridsdorf dürfte sich auf 45 Häftlinge belaufen.

Gedenken und Erinnern

Über den Standort des früheren Brauhauses Mautner in Jedlesee führt heute ein Teil der Wiener Stadtautobahn A22. Vor dem nahe gelegenen Bezirksmuseum Floridsdorf erinnert ein Denkmal an das ehemalige Außenlager. Auf dem Areal des Barackenlagers befindet sich heute ein Fußballplatz. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände der AFA-Werke ist ein Gewerbepark angesiedelt. Jedes Jahr veranstaltet der Verein "Niemals vergessen" eine Gedenkveranstaltung in Floridsdorf. Informationen darüber stehen im Programm der Gedenk- und Befreiungsfeiern.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

Memorial vor dem Magistratischen bezirksamt Floridsdorf
Wiens vergessene Konzentrationslager © ORF