Konzentrationslager Mauthausen

Gründung des Konzentrationslagers

Die, durch die SS gegründet, „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ (DEST) eröffnete das Lager im Mai 1938 als Steinbruch mit 30 Arbeitern. Die ersten Häftlinge trafen am 8. August 1938 in Mauthausen ein. Ungefähr 300 Häftlinge aus dem KZ-Dachau wurden für den Lageraufbau nach Mauthausen überstellt und im berüchtigten Steinbruch zur Zwangsarbeit getrieben. Das erste Lager bestand aus 4 Baracken, wurde aber schnell vergrößert.

Lokalisierung

Das Hauptlager bestand aus 5 Lagerteilen (Barackenlager 1-3, Sanitäts- oder Russenlager und Zeltlager) sowie einem Lagergefängnis, dem Appellplatz sowie der Wäscherei-, Küchenbaracke und dem sogenannten „Neuen Revier“. Es befand sich auf einem Granit-Hügel in der Gemeinde Mauthausen, auf dem die Wetterbedingungen besonders schlecht (starker Wind, etc.) sind. Auf 186 Stufen führte die Todesstiege in den Steinbruch „Wiener Graben“, auf denen die Häftlinge die schweren Steine insgesamt 31 Höhenmeter nach oben tragen mussten. Das Lager war mit Granitmauer und elektrischer Stacheldraht umgeben. Das Krankenlager hatte einen doppelten Stacheldrahtzaun und das Zeltlager hatte einen einfachen Stacheldrahtzaun. Die drei Barackenlager sowie der Appellplatz umfassten etwa 25.000 Quadratmeter, das Sanitätslager etwa 15.000 Quadratmeter und das Zeltlager 16.000 Quadratmeter. Auf rund 150.000 Quadratmeter um die Barackenlager herum befanden sind verschiedene Werkstätten, ein Hundezwinger, verschiedene Magazine, ein landwirtschaftliches Gut, der SS-Sportplatz, die SS-Reitbahn sowie Unterkünfte für die SS-Wachen. In unmittelbarer Nähe, in der Ortschaft Mauthausen selbst, befand sich eine Siedlung für den SS-Kommandanturstab sowie für die SS-Unterführer.

Informationen über die Häftlinge

Die ersten Häftlinge trafen am 8. August 1938 in Mauthausen. Ungefähr 300 Häftlinge aus dem KZ Dachau wurden für den Lageraufbau nach Mauthausen überstellt und im berüchtigten Steinbruch zur Zwangsarbeit getrieben. Die Deportation nach Mauthausen bedeutete für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager. Kranke und arbeitsunfähige Häftlinge wurden weiterhin nahezu ohne Ausnahme getötet oder dem sicheren Tod überlassen. Häftlinge, die nicht den Bedingungen des Lagers oder den Exekutionen zum Opfer fielen, wurden bei Arbeitsunfähigkeit von SS-Ärzten im Revier mit Injektionen (Phenol, Benzin oder Luft) ermordet.

Im Herbst 1941 wurde mit dem Bau einer Gaskammer begonnen und ab 1942 wurde ein Gaswagen für die Ermordung zahlreicher Häftlinge benutzt. Über 15.000 Kinder und Jugendliche und über 10.000 Frauen waren über die Jahre inhaftiert. Die Häftlinge gehörten zu gezählten 72 verschiedenen Nationen. Die größte Häftlingsgruppe waren „politische“ Häftlinge, aus rassistischen Gründen Verfolgte, sogenannte „Kriminelle“ und „Asoziale“, aber auch Zeugen Jehovas, Homosexuelle u.a. Für Angehörige bestimmter Nationen und Häftlingskategorien war Mauthausen bis zum Spätsommer 1943 nahezu ausnahmslos ein Todeslager. Davon waren besonders jüdische Menschen und Roma und Sinti betroffen, aber auch Menschen aus Polen und russische Kriegsgefangene, Tschechen und Republikanische Spanier sowie andere Häftlingsgruppen. Diese Kategorisierung beeinflusste nicht nur den Alltag und somit die Chance aufs Überleben, damit wurde auch der Solidarisierung der Häftlinge untereinander und möglichen Widerstandsaktionen systematisch entgegengewirkt. Trotzdem gab es Solidarität und Widerstand unter den Häftlingen.
 

Zwangsarbeit

Das Konzentrationslager Mauthausen war das gefürchtetste Lager im gesamten KZ System – es war das einzige KZ der Stufe III, der schlechtesten Kategorie. Die Deportation nach Mauthausen bedeutete für viele Häftlinge die Ankunft in einem Todeslager, da ihr Häftlingsakt den Vermerk RU (=Rückkehr unerwünscht) trug. Häftlinge dieser Kategorie waren de facto Todeskandidaten, deren Arbeitskraft noch bis zur Erschöpfung ausgenützt werden sollte. In Mauthausen gab es verschiedene Häftlingsgruppen, die unterschiedlich behandelt wurden. Besonders berüchtigt war die Strafkompanie des Steinbruchs. Aber auch für fast alle anderen Häftlinge bestanden in dieser Phase nur wenige Überlebenschancen. Verantwortlich dafür war, neben den Misshandlungen, auch die ständige Unterversorgung an Lebensmitteln, ärztlicher Betreuung und grundlegenden Hygienemaßnahmen. Erst mit dem Funktionswandel der KZ zu Reservoiren an Arbeitssklaven für die Rüstungsindustrie wurde die Vernichtungspolitik der SS etwas geändert. Bestimmte, für die Rüstungsindustrie notwendige, Häftlinge wurden in eigens dafür angelegten Außenlagern interniert und zumindest solange am Leben gelassen, bis ihre Arbeitskraft erschöpft war. Mit Beginn des Einsatzes der Häftlinge in der Rüstungsindustrie konnte trotzdem auf ein großes Potential an Zwangsarbeitern zurückgegriffen werden, da laufend neue Häftlinge nach Mauthausen deportiert wurden.

Spätestens mit Dezember 1939 begann der Aufbau des Lagers Gusen I. Zu Beginn marschierten die Häftlinge täglich von Mauthausen nach Gusen und wieder zurück. Ab März bildeten Polen, Deutsche und Österreicher den ersten Häftlingstrupp, der fix im KZ-Außenlager Gusen I interniert war (ca. 800 Mann). Zu Jahresbeginn 1941 betrug der Häftlingsstand etwa 4.000. Gusen I hatte lange Zeit (bis 23. Jänner 1944) eine Sonderstellung im gesamten Mauthausenkomplex, hier wurden eigene Häftlingsnummern vergeben, eigene Registraturen geführt und viele andere Faktoren machten Gusen I zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Daneben entstanden ab dem Frühjahr 1943 unzählige KZ-Außenlager an Standorten der Rüstungsindustrie. Die größten Lager, die zeitweise sogar den Häftlingsstand des Stammlagers übertrafen, waren Gusen, Ebensee, Melk, Linz und eine Vielzahl von Außenlagern im Wiener Raum. Insgesamt sind bis heute 49 Standorte bekannt, an denen Außenlager des KZ Mauthausen bestanden.

Bewachung

Die ersten Häftlinge, die im August 1938 eintrafen, wurden von 80 Angehörigen des Dachauer SS-Totenkopfverbandes bewacht, die somit den Grundstock der SS-Bewachungseinheiten in Mauthausen bildeten. Der erste Kommandant, Albert Sauer, wurde nach wenigen Monaten wieder abgesetzt und der Lagerkommandanten Franz Ziereis als Nachfolger eingesetzt. Ziereis wurde für die Leitung zum SS-Standartenführer befördert und ab 1942 zum Betriebsdirektor der Granitwerke Mauthausen in Gusen. Im März 1945 waren allein im Stammlager Mauthausen mehr als 5.000 Angehörige der Wachmannschaft eingesetzt.

Befreiung

Die Befreiung des KZ Mauthausen war die letzte Befreiungsaktion der alliierten Soldaten. Nachdem sich die SS Bewachungseinheiten Anfang Mai sukzessive aus dem Lager entfernt (kurz vor Abzug der SS wurden noch die meisten Geheimnisträger Krematoriumshäftlinge u.ä.) als Mitwisser der Massenmorde exekutiert. Die letzte Erschießung erfolgte am 3. Mai 1945) und die Bewachung des Schutzhaftlagers z.T. Einheiten der Wiener Feuerschutzpolizei (= Feuerwehr) überantwortet hatten, formierten sich unter den Häftlingen Komitees, welche die Ankunft der Befreier vorbereiten sollten.

Am Morgen des 5. Mai 1945 wurde die Gemeinde Mauthausen von amerikanischen Truppen besetzt und der Großteil der SS-Männer gefangen genommen. Ungefähr zur Mittagszeit desselben Tages wurden vom Delegierten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Louis Haefliger, der sich seit wenigen Tagen in Mauthausen aufhielt, zwei amerikanische Panzerspähwagen ins Lager geleitet. Trotz Protesten der Häftlinge fuhren die amerikanischen Soldaten nach wenigen Stunden wieder ab, was zur Bewaffnung einiger Häftlingsgruppen führte, die immer noch die Rückkehr der SS fürchteten. Am 7. Mai 1945 wurde das Lager von der 11. Panzerdivision der 3. US Armee unter dem Kommando des Colonel Seibel endgültig übernommen und somit auch endgültig befreit.

Gedenken und Erinnern

Die Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen wird seit 1946 von den Überlebenden bzw. deren Verbänden organisiert und durchgeführt. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) hat diese Aufgabe stellvertretend übernommen und veranstaltet die Feier in enger Kooperation mit den Überlebenden-Organisationen auf nationaler (Öst. Lagergemeinschaft Mauthausen - ÖLM) und internationaler (Comité International de Mauthausen – CIM) Ebene.

Nachdem weit über 90 Prozent der Opfer weder Deutsche noch Österreicher waren hat die Gedenkfeier einen internationalen Stellenwert, die weitaus größte Gedenk- und Befreiungsfeier weltweit ist. Zehntausende Menschen, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager aus dem In- und Ausland, sowie zahlreiche Jugendliche nehmen teil. Seit 2006 widmen sich die Gedenk- und Befreiungsfeiern jedes Jahr einem speziellen Thema.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

Häftlinge KZ Mauthausen
Todesstiege KZ Mauthausen
Steinbruch KZ Mauthausen
Lagergelände KZ Mauthausen
Lagergelände KZ Mauthausen
Lagergelände KZ Mauthausen
Lagergelände KZ Mauthausen
Lagergelände KZ Mauthausen
Lagerbau KZ Mauthausen
Krankenlager KZ Mauthausen
KZ-Mauthausen-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart
KZ-Mauthausen-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart
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NachBefreiung-Komandantur-KZ-Mauthausen-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart
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KZ-Mauthausen-Krematorium-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart
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KZ-Mauthausen-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart
KZ-Mauthausen-Nachlass Josef Kutnohorsky (ehem. Mauthausen-Häftling) ,Zur Verfügung gestellt von  Christoph Höbart