KZ-Außenlager Mittersill

Gründung des Konzentrationslagers

Die Geschichte des KZ-Außenlagers in Mittersill begann mit der Überstellung von 15 Frauen aus dem Konzentrationslager Ravensbrück am 24. März 1944, die vorerst alle auf Schloss Mittersill interniert wurden. Allerdings wurden neun von ihnen kurze Zeit später nach Lannach überstellt. Im Schloss war das „Sven‐Hedin‐Institut für Innerasienforschung“ untergebracht, eine Teilorganisation des berüchtigten SS‐Vereins „Ahnenerbe“.

Lokalisierung

Schloss Mittersill liegt hoch über der Ortschaft auf einem Hügel. Wo die sechs Häftlinge, die in Mittersill verblieben, innerhalb des Schlosses untergebracht waren, konnte auch bei einem Lokalaugenschein vor Ort nicht geklärt werden. Neben der schlechten Dokumentenlage sind es hier vor allem Umbauten der Nachkriegszeit – das Schloss wurde nach einer wechselhaften Nachkriegsgeschichte Ende der 1960er Jahre zu einem christlichen Seminarzentrum in amerikanischem Besitz ausgebaut –, die eine Recherche erschweren.

Informationen über die Häftlinge

Wenige Tage nach ihrer Ankunft wurden neun von den fünfzehn Frauen in das von Mittersill aus verwaltete Außenkommando Schloss Lannach überstellt. Die Häftlinge in Mittersill wurden alle als „Bibelforscherinnen“ geführt. Fünf von ihnen waren Deutsche, eine Frau kam aus Polen. Im Frauenlager Mittersill war der Altersdurchschnitt mit knapp 45 Jahren relativ hoch.

Zwangsarbeit

Die Häftlinge wurden, ähnlich wie in St. Lambrecht, hauptsächlich zu Reinigungsarbeiten und anderen Tätigkeiten im Innendienst eingesetzt. Die Haftbedingungen waren in Mittersill vergleichsweise erträglich.

Bewachung

Mit den Frauen wurde aus Ravensbrück eine 52‐jährige SS‐Aufseherin nach Mittersill geschickt, die neben 13 männlichen SS‐Bewachern vor allem für die Innenaufsicht im Frauenlager zuständig war. Oberster SS‐Offizier und damit Lagerkommandant war der SS‐Hauptsturmführer Edmund Geer, der in einem Gasthof in Mittersill Quartier bezogen hatte.

Befreiung

Am 8. Mai 1945 stieß eine von Tirol kommende US‐Infanteriedivision in den Pinzgau vor und befreite die Frauen auf Schloss Mittersill.

Gedenken und Erinnern

Ab 1967 war im Schloss ein christliches Konferenzzentrum untergebracht. Seit 2011 beherbergt das Schloss ein 4-Sterne-Hotel. Ein Erinnerungszeichen an das KZ-Außenlager ist nicht vorhanden.

Fotos (Aktuell, Historisch, Topografie und Luftaufnahmen)

Schloss Mittersill
Faksimile: Namensliste vom KZ Mittersill und Lannach
Faksimile: Überstellungsbrief vom KZ Mittersill und Lannach
Faksimile: Verpflegung
Detailansicht
Überblick mit GPS-Daten, 1=Schloss Mittersill / ehem. Außenlager